Börse: Das Glücksspiel mit dem virtuellen Geld

Jedes Jahr werden weltweit 60 Billionen Euro an den Börsen hin und her geschoben. Täglich wechseln vier Milliarden Euro den Besitzer. Was steckt hinter dem Kapitalriesen „Börse“ und wie hat er sich im Lauf der Jahre verändert?

Hören wir von Börsen, Aktien und Kursen, sehen wir meist komplizierte Tabellen und Grafiken, gespickt mit Zahlen und Kürzeln, die auf einer riesigen Anzeigetafel flimmern. Vor der Tafel steht Markus Gürne und erklärt den Zuschauern kurz vor Beginn der Tagesschau, wie es derzeit um den DAX oder aktuell relevante Unternehmensaktien steht. Wer sich in dem Thema nicht auskennt, schaltet an der Stelle entweder schnell auf einen anderen Sender oder auf Durchzug. Dabei ist das Geschäft mit dem virtuellen Geld nicht nur für Großunternehmen und Vermögende interessant.

Auch Kleinanleger und Kleininvestoren können an dieser Anlageform teilhaben. Das Problem dabei ist jedoch oftmals, dass sie institutionellen Investoren unterlegen sind und schnell zum Spielball der Spekulanten werden. Aus Angst vor Kursschwankungen beteiligen sich daher viele nicht am Aktienmarkt.

Was ist die Börse, was ist eine Aktie und welchen Nutzen bringt sie?

Die Börse ist prinzipiell nichts anderes als ein riesiger, weltweit vernetzter Marktplatz. Man stelle sich hier einen Wochenmarkt vor, an dem jeden Tag Obst und Gemüse die Besitzer wechseln. Ähnlich verhält es sich bei der Börse: Jeden Tag werden dort Unmengen an Geld hin und hergeschoben, was durch Kauf und Verkauf von Wertpapieren, meist Aktien, geschieht.

Eine Aktie wird auch als Anteilsschein bezeichnet, was bedeutet, dass dem Käufer damit ein Teil des Unternehmens gehört. Wieviel eine Aktie wert ist, ergibt sich aus dem Unternehmenswert, sprich: Je mehr Wert dem Unternehmen zugesprochen wird bzw. seinem Gewinn im Laufe eines Jahres steigern kann, desto höher ist auch der Wert der gekauften Aktie. Steigert ein Unternehmen im Lauf des Jahres seine Gewinne, wirkt sich das auch auf die Kurse – d.h. den Wert bzw. Preis – der Aktie aus. Der zuvor bezahlte Preis eines Wertpapiers hat sich nun beispielsweise von 100 Euro auf 150 Euro erhöht. Somit hätte der Besitzer für diese Aktie 50 Euro Gewinn gemacht. Der Kurs einer Aktie steigt ebenfalls, wenn viele Menschen diese Aktie kaufen wollen, sprich die Nachfrage sehr groß ist.

Aktionäre, also die Besitzer der Wertpapiere, haben zum Ziel, die gekauften Aktien zum richtigen Zeitpunkt hoch zu verkaufen, sodass sie dabei mit einem möglichst großen Gewinn rausgehen. Diese Taktik bezeichnen Börsianer als Spekulation. Hier beginnt das Glücksspiel, denn keiner kann vorhersagen, ob und wann eine Aktie steigen oder fallen wird.

Warum gehen Unternehmen an die Börse?

Um an die Börse gehen zu dürfen, muss ein Unternehmen die Rechtsform einer Aktiengesellschaft (AG) haben. Dafür wird ein Grundkapital von mindestens 50.000 Euro verlangt. Zudem müssen die Unternehmen bedenken, dass die sogenannten laufenden Kosten der Börsenpräsenz hoch sind: Aufsichtsräte, jährliche Hauptversammlungen, Quartalsberichte, jährliche Geschäftsberichte – das alles muss vergütet werden.

Welchen Vorteil sehen Unternehmen also trotz all den Kosten darin, Teile von sich in Form von Aktien zu verkaufen und an die Börse zu gehen? Für sie stellt die Börse eine gute Möglichkeit dar, schnell viel Geld zu sammeln, dieses dann in neue Projekte zu investieren und damit ihr Geschäft auszubauen. Anders als beim Kredit einer Bank muss ein Unternehmen beim Börsengang außerdem keine Zinsen zahlen – beteiligt dafür aber die Investoren an den Gewinnen.

Die Börse früher und heute

Blickt man heute in den Frankfurter Börsensaal, geht es hier erstaunlich ruhig zu. Keine hektisch mit Papieren umherwedelnden Aktienhändler, wie man sie aus Filmen wie „The Wolf of Wall Street“ kennt. Niemand, der lauthals „Verkaufen! Verkaufen!!“ schreit. Stattdessen bieten sich dem Auge mehrere Arbeitsinseln, bis zum Rand vollgepackt mit Monitoren, auf denen ein paar Aktienhändler kaufen und verkaufen sowie die Bewegungen auf dem Markt verfolgen.

Noch vor knapp 50 Jahren herrschte an der Stelle ein reges Treiben. Die Aktienhändler und Makler telefonierten sich die Ohren wund, schrien lauthals durch den Börsensaal und wickelten dabei manuell Käufe von Wertpapieren ab. Heute laufen einzelne Transaktionen vollautomatisch ab, ohne dass ein Händler eingreifen muss. Wo früher zwischen Bestellung und Kauf eines Papieres schon mal Stunden vergingen, verarbeitet die Computer-Börse Xetra an Spitzentagen 8,5 Millionen solcher Transaktionen. Und wo man früher tatsächlich noch physikalische Wertpapiere erhielt, spielt sich die Börse heute größtenteils nur noch als virtuelle Zahlenbewegungen auf den Konten der Aktionäre ab. Wer möchte, bekommt allerdings symbolisch eine Art Urkunde seiner Aktie ausgestellt.

Was bedeuten Bär und Bulle?

Steht man vor dem Gebäude der Frankfurter Börse, blicken einem ein riesiger Bulle und ein Bär entgegen – sie gelten als die Symboltiere für die Börse und stehen für steigende und fallende Kurse. Aber warum? Dies ist ein Überbleibsel aus dem Mittelalter: Hier ließ man Bären und Bullen gegeneinander kämpfen. Dabei stieß der Bulle in der typischen Kampfbewegung mit seinen Hörnern von unten nach oben. Er steht symbolisch für steigende Kurse. Der Bär hingegen schlug mit seiner Pranke von oben nach unten – und steht somit für fallende Kurse.

Investing in den Mittelstand:

Für viele Kleinanleger ist die Börse ein undurchsichtiges und zu komplexes Geflecht. Ihre Unwissenheit führt dazu, dass sie ihre Ersparnisse lieber auf einem Festgeldkonto mit minimalem Zins anlegen, anstatt sie zu investieren. Hinzu kommt außerdem noch, dass es kaum eine Möglichkeit für Privatpersonen gibt, sich abseits des Aktienmarktes an Unternehmen und deren Erfolg zu beteiligen.

In diese Kerbe schlagen Crowdinvesting-Plattformen wie Companisto, Zencap (jetzt Funding Circle) oder Unternehmerich. Sie bieten auch Kleinanlegern die Möglichkeit, mit wenig Geld direkt in Unternehmen zu investieren. Dabei führen die Online-Marktplätze den Börsengedanken, sich am Erfolg eines Unternehmens finanziell zu beteiligen, noch einen Schritt weiter. Wer hier in ein mittelständisches Unternehmen einen Teil seines Geldes steckt, hat sich dieses vorher auf der Online-Plattform nach individuellen Gesichtspunkten ausgesucht. Nüchterne Aktienpapiere werden hier durch persönliche Firmen-Portfolios und den Köpfen, die hinter einem Unternehmens- oder Projektnamen stehen, ersetzt. Der Anleger füllt im Erfolgsfall nicht nur sein Konto auf, sondern unterstützt den Fortbestand und Ausbau einer Firma sowie deren Produkte und Arbeitsplätze.

An der Börse gilt das Motto „Fressen oder gefressen werden“. Somit gewinnen Aktionäre nur dann, wenn andere verlieren. Anders verhält es sich beim Crowdinvesting: Hier entstehen Win-Win-Situationen, für Unternehmen in Form von vorfinanzierten Projekten, höherer Bekanntheit und neuen Kontakten oder auf Seiten der Anleger, die aktiv den wichtigen deutschen Wirtschaftsmotor – den Mittelstand – fördern und gemeinsam mit ihm von dessen Erfolg profitieren.

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren:

Unternehmensnachfolge im Mittelstand
Corporate Audit via Businessplan
Digitalisierung im Mittelstand Industrie 4.0
Startup Tipps beim gründen
Geldanlagen im Vergleich - Chancen und Risiken