Öl-Investment: Ist das schwarze Gold eine sichere Investition für Privatanleger?

Derzeit entwickeln sich die Kurse für Öl stetig nach oben. Dies bringt Privatanleger zu der Frage: Lohnt es sich für mich in Öl zu investieren?

Die ansteigenden Kurse lassen sich einfach begründen: Aufgrund der erhöhten asiatischen Nachfrage und starken Spannungen in den Förderländern des Öls fürchtet die westliche Welt vor eventuellen Versorgungsengpässen. Dies ist aber längst nicht der einzige Einfluss auf den aktuell ansteigenden Ölpreis.
Generell ist die Nachfrage nach Öl weitaus größer als das Angebot. Die hohe Nachfrage kann man als Anleger gut für sich nutzen, denn der Öl-Kurs ist durch eine starke Volatilität gekennzeichnet. Eine hohe Volatilität bedeutet, dass ein Rohstoff starken Schwankungen an der Börse unterworfen ist. Dies ist für Anleger ein Vorteil, da man bei schnellem Reagieren auf die Kursschwankungen ordentliche Gewinne erzielen kann.

Das schwarze Gold, wie einer der wichtigsten Rohstoffe unserer Erde im Volksmund genannt wird, trägt den Namen nicht ohne Grund. Erdöl ist nicht nur in Deutschland einer der wichtigsten Energielieferanten, sondern gilt als Basisstoff für die weltweite chemische Industrie.

Der Prozess der Erdölentstehung beginnt ca. 100 Millionen Jahr vor unserer Zeitrechnung. Ausgangsstoffe für die Entstehung des Rohstoffs sind Algen, Plankton sowie Wasser, das zum einen sauerstoffarm und zum anderen stark salzhaltig sein musste. Nach Ihrem Ableben sanken die Organismen zu Boden (Sedimentierung), wodurch im Laufe von mehreren hunderttausenden Jahren eine bis zu 100 Meter dicke Schicht entstand.

Starke Erosion half dabei, dass die toten Organismen keinen Kontakt mit Sauerstoff hatten und nicht zersetzt wurden. Damit Erdöl als Rohstoff entstehen konnte, mussten zwei Faktoren gegeben sein: Eine Temperatur zwischen 50 und 120°C sowie ausreichend großer Druck (ideal 2.000 und 4.000 Meter unterhalb der Oberfläche).

Um erfolgreich in Öl zu investieren ist es zunächst wichtig zu wissen, von welchen Einflüssen der Ölpreis abhängt.
In erster Linie übt wie in jeder Marktwirtschaft die Angebots- und Nachfragebeziehung einen Einfluss auf den Ölpreis aus. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Menge an Ölreserven in den Förderländern. 1960 hat sich eine Organisation der erdölexportierenden Länder formiert; die sogenannte OPEC. Insgesamt sind in diesem Kartell ca. 75 % der weltweiten Ölreserven vertreten.
Auf der Seite der Nachfrager üben Erdölraffinieren einen großen Einfluss auf den Ölpreis aus, da sie für die nachgeordneten Märkte das Öl weiterverarbeiten.
Ein anderer wichtiger Einflussfaktor auf den Ölpreis ist das Wirtschaftswachstum in den Schwellenländern, also den Ländern, die eine steigende Nachfrage nach Erdöl haben. Da ihr Vorrat an Öl immer geringer wird kann dort ein steigendes Wirtschaftswachstum langfristig den Ölpreis beeinflussen.
Die Mengen- und Preispolitik der OPEC versucht allen äußerlichen Einflüssen zum Trotz dem entgegen zu wirken und den Ölpreis einigermaßen stabil zu halten.
In jedem Fall ist der Wert des Dollars sehr ausschlaggebend für die Kursentwicklung. Der Grund ist, dass der Öl-Kurs in US-Dollar notiert ist und eine Wertänderung des Dollars in die Höhe bewirkt unter anderem eine Preissteigerung für ein Barrel Öl. Ein Barrel, zu Deutsch „Tonne“ ist der Begriff für die gängige Maßeinheit bei der Erdölförderung. Das Fassungsvermögen von einem Barrel beträgt 159 Liter.

Im besten Fall sollte man sich als Investor allzeit über Konflikte aus den Öl-Herkunftsländern informieren. Die Angst vor Versorgungsengpässen kann beim Rohstoff Öl zu Preisexplosionen führen.

Was für Möglichkeiten gibt es, in Öl zu investieren?

Es gibt verschiedene Möglichkeiten in den Ölmarkt zu investieren.
Die beliebteste Form ist momentan das Trading von Futures oder Terminkontrakten. Futures besagen, dass man heute über die Nachfrage von morgen handelt. Ganz konkret geht es hierbei um Angebote von Online-Brokern. Das Risiko ist jedoch recht hoch und man sollte eher als erfahrener Investor darauf zurückgreifen.

Der Erwerb von Öl ist neben den Futures auch in Form von Wertpapieren möglich. Dies sind Öl-ETC’s, Öl-Zertifikate oder Öl-Fonds. Die zwei wichtigsten Ölsorten sind das US-Öl West Texas Intermediate (WTI) und die Nordseesorte Brent Crude Oil. Ganz allgemein geht es an der Börse darum, darüber zu entscheiden, in welcher Höhe man das Öl kaufen oder verkaufen möchte. Als Anleger geht man eine rechtlich bindende Verpflichtung ein über die Höhe der festgelegten Ölmenge.

Amateur Trader sollten lieber auf andere Möglichkeiten zurückgreifen. Zum Beispiel kann man auf Aktien von Unternehmen der Mineralölindustrie setzen oder mit Derivaten online spekulieren. Bei Derivaten handelt es sich um Termingeschäfte wobei der Preis der Derivate abhängig ist von dem Börsen- oder Marktpreis des Öls. Es gibt Ölderivate wie Heizöl, Diesel oder Benzin. Anleger können auf hohe oder niedrige Kurse spekulieren.
Aktien oder die Online Spekulation mit Derivaten sind zwar die einfachste Form des Investments aber man muss auf jeden Fall die zu Anfang genannten Faktoren kennen, die den Kurs des Öls beeinflussen können.
Eine andere Möglichkeit des Investments bieten Spot-Märkte. Sie sind für die Anleger interessant, die sehr kurzfristig Öl kaufen oder verkaufen möchten.

Welche Vorteile bietet der Handel mit Öl?

Es gibt verglichen mit anderen Rohstoffen auch gewisse Vorteile beim Handel mit Öl die nicht außer Acht zu lassen sind.
Da Öl meistens in Papierform gehandelt wird und nicht in Fässern fallen zum Beispiel beim Aktieninvestment Lager- und Lieferkosten weg.
Beim Handel mit Wertpapieren entstehen hingegen Kosten wie Trading- bzw. Börsengebühren (inkl. Mehrwertsteuer).

Allgemein kann man die wichtigen Vorteile des Ölhandels wie folgt zusammenfassen:

  • Aufgrund des Wachstums der Weltbevölkerung steigt auch der Bedarf an Öl insbesondere in Industrieländern.
  • Durch seine Volatilität ermöglicht der Ölmarkt schnelle Gewinne.
  • Mit ein bisschen Geschick ist der Ölmarkt auch für Anfänger geeignet, da seine Entwicklungen leichter zu verstehen und vorherzusehen sind als in anderen Bereichen.

Die Renditemöglichkeiten beim Ölinvestment im Jahr 2016

Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, wie spannend das Investment in Öl sein kann und dass 2016 für Investoren ein recht gutes Jahr war. Insgesamt lag der Ölpreis 2016 bei durchschnittlich 45 US Dollar pro Barrel. Im Jahr 2014 lag er noch knapp bei 100 US Dollar pro Barrel. Die immer weiter sinkenden Preise im Verlauf des Jahres 2016 lassen sich durch ein Überangebot am Markt begründen.

Im September 2016 beschloss die OPEC die Ölfördermenge zukünftig begrenzen zu wollen. Diese Drosselung löste dann einen starken Anstieg der Ölpreise aus. Man sieht also, dass der Ölpreis stets starken Einflüssen unterlegen ist. 2016 war das bisher gut für die Anleger: die Dividenden-Rendite liegt für Anleger der Mineralölgesellschaften BP bei 7,3 Prozent und bei Total bei 5,5 Prozent.
Der Ölpreis liegt derzeit (Stand: 12.12.2016) bei 57,89 Dollar. Dies ist ein recht hoher Preis und sollte dies so bleiben, sind natürlich Nachteile auf Verbraucherseite zu verzeichnen, da Heiz- und Benzinkosten ansteigen.
Für viele Unternehmen steigen außerdem die Produktionskosten bei erhöhten Rohstoffpreisen deutlich an.

bis 1900:
Bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde Erdöl primär für die Erstellung von Medikamenten genutzt. Die erstmalig professionelle Bohrung nach dem schwarzen Gold erfolgte zur Mitte des Jahrhunderts im heutigen Aserbaidschan. Erst 1859 stieß man in Pennsylvania (USA) erfolgreich auf Öl. Aufgrund der Tatsache, dass der neu gewonnene Rohstoff auch als Leuchtstoff (Petroleum) nutzbar war, boomte der Markt, wodurch der Ölpreis auf ca. 8 Dollar pro Barrel stieg.

1900 – 1950
Die Verbreitung des Automobils als Massenprodukt, der erste Weltkrieg und eine einhergehende Verknappung von Kohle ließen auch die Ölpreise am Anfang des 20. Jahrhunderts deutlich steigen. Jedoch wurde der Höhenflug abrupt durch die Weltwirtschaftskrise in den 20ger Jahren gestoppt. Seinen Tiefstand erreichte der Erdölpreis mit 0,65 Dollar pro Barrel im Jahr 1931.

September 1960
Gründung der Organisation für Erdöl exportierende Länder (OPEC)

1970 – 1980
Zwei große Krisen erschütterten den Erdölmarkt massiv. im Jahr 1973 begann der vierte arabisch-israelische Krieg, der die OPEC dazu veranlasste die Produktion zu verringern, alle anderen produzierenden Ländern ihre Ausbringungsmenge nicht erhöhen konnte. Ergebnis war ein drastischer Anstieg des Rohstoffpreises auf 5 Dollar pro Barrel.

Im Jahr 1978 stürzte Ayatollah Khomeini den iranischen Schah. Die islamische Revolution und der erste Golfkrieg waren im Anschluss der Auslöser für die zweite große Ölkrise, die daraufhin den Ölpreis in die Höhe trieben (36,83 Dollar pro Barrel).

Die Folgen der beiden Krisen waren, dass Industrienationen ihre Unabhängigkeit durch die Erschließung neuer Förderareale ausbauten und die OPEC nach und nach an Einfluss verlor.

Mitte der der 80ger bis 2000
Durch die weltweit anhaltende Überproduktion an Rohöl sowie dem wachsenden Wettbewerb halbierte sich der Preis von Rohöl, mit Ausnahme des zweiten Golfkrieges) auf 14,43 Dollar pro Barrel.

Sind Moral und Ethik mit dem Investment in Öl in Einklang zu bringen?

Aus moralischer Sicht ist das Investment in Öl etwas kritischer zu betrachten. Zum Beispiel sind diverse Umweltkatastrophen in der Vergangenheit auf das Auslaufen von Öl in den Weltmeeren zurückzuführen, denn Öl wird oftmals per Schiff transportiert. Beim Abbau von Ölsand bleibt eine zerstörte Landschaft zurück und dann wäre da noch die umstrittene Erdgasgewinnung durch Fracking. Hinzu kommt, dass bei der Verbrennung von Öl giftige Emissionsgase freigesetzt werden. Diese Emissionen tragen einen erheblichen Anteil an der Klimaerwärmung bei.
Bei aller moralischen Kritik sollte man jedoch auch bedenken welchen hohen Stellenwert Öl in unserem Leben hat. Nicht nur die Tankfüllung unserer Autos; auch die Heizung wird im Winter oftmals mit Öl betrieben. Man investiert also in einen auch in Zukunft noch sehr wichtigen Rohstoff, der in jedermanns Leben eine Rolle spielt.

Ein Blick in die Zukunft des Öls

Die Zukunftsprognose für das schwarze Gold sieht sehr gut aus. Öl ist nach wie vor der gefragteste Rohstoff weltweit und Wirtschaftsexperten erwarten trotz des aktuellen hohen Preises ein langfristiges Einpendeln des Ölpreises bei 30 bis 50 Dollar pro Barrel. Der Grund für diese Prognose ist, dass die Weltkonjunktur im Moment relativ konstant bleibt. Bei einem gleich bleibenden Wachstum von 1 bis 2 Prozent in den Schwellenländern sind keine größeren Schwankungen beim Ölpreis zu erwarten.
Nicht so optimistische Stimmen vermuten das Gegenteil: die Währungen der Ölförderländer wie Russland und Norwegen legten seit dem Einfluss von OPEC auf die Produktionsmenge bereits an Wert zu und es ist nicht auszuschließen, dass diese Entwicklung im Jahr 2017 in die gleiche Richtung weiter geht.

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